Heute spreche ich mit einem Experten aus der Live Event Branche, dessen Arbeit am besten ist, wenn man sie gar nicht bemerkt. Umso mehr tut es dann weh – wenn sie nicht läuft: die Tontechnik. Dazu habe ich Rouven Öttjes auf die Impulspiloten Couch eingeladen, um mir speziell zur Verwendung der richtigen Mikrofon-Art auf der Bühne wichtige Tipps abzuholen.
Warum Tontechnik?
Besonders auf Business-Events geht es auf der Bühne um die Präsentation und Vermittlung von Informationen an das Publikum. Die Sprachverständlichkeit hat daher die höchste Priorität. Kommt der Ton nicht sauber bei den Zuhörern an, entsteht eine riesen Hürde zwischen dem Publikum und dem Bühnengeschehen. Rouven sieht seine Funktion als Tontechniker daher in erster Linie als Laut-Macher und Tontransporteur.
Ganz so einfach ist es dann natürlich auch wieder nicht, denn es muss im besten Fall von der Tontechnik jeweils das beste Werkzeug für die entsprechende Situation gefunden werden.
Allein bei der Auswahl der entsprechenden Mikrofon-Art gilt es, die Rahmenbedingungen gut im Blick zu haben, um ein bestmögliches Tonergebnis zu produzieren.
Die Wahl der Waffen – Welches Mikrofon sollte es sein?
Bei einer Rede, einem Vortrag oder einer Präsentation soll der Ton möglichst sauber beim Publikum ankommen. Welches dafür die optimale Mikrofonwahl ist, hängt von einigen Faktoren ab, die es zu bedenken gilt.
Handmikrofon
Das Handmikrofon – oder auch Handsender genannt, ist der Klassiker unter den Mikrofonen. Tontechnisch ist es am einfachsten zu handeln, denn je näher das Mikro am Mund ist, desto besser ist der Ton.
Doch genau hier liegt die Schwierigkeit für ungeübte Redner. Wer es nicht gewohnt ist, seine Stimme verstärkt zu hören empfindet das meistens als unangenehm. Ergebnis: Das Mikrofon wandert immer weiter vom Mund weg, bis es irgendwann auf Bauchnabelhöhe angekommen ist. Man macht dann den „Bauchredner“.
Tipp von Rouven: Das Mikro wie eine leckere Eistüte halten – immer nah man Mund!
Headset
Wer die Hände beim Reden frei haben muss, für den eignet sich eher ein Headset – oder auch ganz korrekt: Nackenbügelmikrofon. Bei diesem Modell wird der Mikrofonkopf von einem kleinen Drahtbügel im Nacken direkt neben dem Mundwinkel platziert.
Eine sehr beliebte Version, bei der man frei sprechen und gleichzeitig auch frei gestikulieren kann.
Leider optisch in manchen Fällen nicht die allerschönste Lösung.
Ansteckmikro
Das Krawatten-oder Ansteckmikrofon, Lavalier genannt, hat ähnlich wie das Headset den Vorteil der freien Rede und der freien Hände. Darüber hinaus kann es mit etwas Geschick so am Revers oder der Kravatte angebracht werden, dass es so gut wie nicht auffällt.
Der große Nachteil besteht darin, dass der Tonabnehmer in dieser Version sehr weit von der eigentlichen Tonquelle, dem Mund, entfernt ist. In Livesituationen besteht damit die Gefahr, dass das Ansteckmikro auch unerwünschte Töne mit aufnimmt und ebenso verstärkt. Genau dann kommt es zu einem unsauberen Ton. Im schlimmsten Fall entsteht, wenn der Sprecher selber über einen Monitor verstärk wird, die gefürchtete Rückkoppelung.
Festes Rednerpult
Uns Impulspiloten sind feste Rednerpulte aus Sicht einer guten Event-Dramaturgie zwar ein schlimmer Dorn im Auge (siehe Beitrag 5 Event-Tabus), aus tontechnischer Sicht haben sie jedoch den ein oder anderen Vorteil vorzuweisen.
Ein Rednerpult steht an einem festen Platz auf der Bühne und die verbundene Tontechnik ist, im Gegensatz zu Funkmikrofonen, kabelgebunden. Damit minimiert sich eine häufige Fehlerquelle in der Tonübertragung. Darüber hinaus ist der Tonabnehmer am Rednerpult meist ein Schwanenhalsmikrofon und kann im Optimalfall dicht am Mund positioniert werden und dadurch einen guten Ton abnehmen.
Promis, Pannen und das liebe Licht
Ihr seht, die Wahl des Mikrofones ist stark von der entsprechenden Vortragssituation, der Vortragsweise, aber auch vom ästhetischen Empfinden abhängig.
Schaut euch das komplette Video mit Rouven an, dann bekommt ihr ganz nebenbei von Rouven Öttjes noch ein paar hilfreiche Tipps zum Thema Licht auf der Bühne und beim Einsatz von PowerPoint Präsentationen. Was so alles schief gehen kann und auf welche Mikrofone Vortragsprofis wie Barack Obama oder Steve Jobs setzen.
Nächsten Monat geht mit einer neuen Experten-Runde weiter. Ich hoffe, Ihr seid wieder dabei!
Bis dahin – bleibt flexibel
Euer Ralf Schmitt