Unser Leben ist stets im Wandel. Jeden Tag verändert sich etwas. Vieles bekommen wir gar nicht mit. Aber spätestens dann, wenn etwas Neues unsere Grundfesten erschüttert, schaut das Traditions-Kaninchen bei uns vorbei. Eigentlich ist es ein ganz nettes Kerlchen. Im Grunde möchte es für uns Routinen schaffen, in denen wir uns gut zurechtfinden. Das Traditions-Kaninchen füttert uns regelmäßig mit einer Portion Sicherheit und Komfort. Es lässt uns morgens in die vorgewärmten Pantoffeln schlüpfen, abends deckt es uns kuschelig zu und singt uns ein Schlaflied.
Kaninchen können singen? Ja, wir müssen es uns nur fest genug einreden. Dann hören wir unser Traditions-Kaninchen Lalelu trällern. Das Leben kann so schön sein! Bis dann aus heiterem Himmel mit Routinen gebrochen werden muss, weil eine Steuernachzahlung ins Haus steht, mit der Du nicht gerechnet hast, Deine Abteilung einen neuen Chef bekommt oder Dein Arbeitsplatz vielleicht sogar ganz wegrationalisiert wird, weil ab jetzt eine Maschine Deinen Job macht. Vielleicht ist auch nur Dein Lieblingsgericht beim Italiener um die Ecke ausverkauft und Du fühlst Dich hintergangen und vom Leben benachteiligt? Dann wird der kleine traditionsbewusste Kerl richtig zickig und tritt uns ständig in die Magengrube. Bauchschmerzen vorprogrammiert!
FRÜHER WAR ALLES BESSER!
Haben wir diesen Satz nicht alle schon mal von unseren Eltern oder Großeltern gehört und dabei heimlich die Augen verdreht? Je länger die Vergangenheit hinter uns liegt, desto schöner und schillernder erscheint sie uns: Im Winter lag noch richtig Schnee, die Jugendlichen waren „anständig“ angezogen und mit einem Hauptschulabschluss konnte man noch richtig was werden.
Zum Glück entscheidet jede Generation für sich, was sie für richtig oder falsch hält, definiert ihre Kultur und ihre Werte immer wieder neu. Vieles, was früher als richtig galt, hat sich inzwischen relativiert. Doch Hand auf´s Herz – ertappen wir uns nicht manchmal selbst dabei, wie wir zumindest denken: „Ach, damals in den 80ern, das war noch Musik!“ Oder: „Wir wussten noch, wie wir uns zu benehmen hatten“.
TRADITION IST GUT UND WICHTIG
Bewusst gepflegte Traditionen sind gut und wichtig, denn sie dienen häufig dazu, Situationen zu vereinfachen. Jeder weiß, was ihn erwartet und kann dementsprechend darauf reagieren. Familienfeste sind das beste Beispiel. Viele Menschen treffen zu einem bestimmten Anlass wie Weihnachten oder Onkel Ottos Geburtstag aufeinander. Häufig sind die traditionellen Abläufe klar – ob sie einem nun gefallen oder nicht. Papa stellt den Tannenbaum auf, Mama macht Kartoffelsalat und die Kinder kucken „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Im besten Fall weiß man was kommt und es entsteht eine möglichst geringe Reibung untereinander. Im schlimmsten Fall weiß man was kommt – und hat die Gewissheit, dass auch das vorbei gehen wird.
TRADITIONEN KÖNNEN ENGSTIRNIG MACHEN
Es ist verführerisch, Traditionen einfach gemütlich zu folgen ohne nach links und recht zu schauen. Manchmal werden sie daher auch mit starren Regeln gleichgesetzt – und dann kann es gefährlich werden.
Hast Du mal versucht, auf der linken Seite vom Gehweg zu gehen? Ich habe dieses kleine Experiment einmal ganz bewusst gewagt. Die Reaktionen der anderen Fußgänger darauf reichten von völliger Irritation bis hin zu Rempeleien und wutentbranntem Pöbeln…
TRADITIONS-KANINCHEN HABEN ANGST VOR VERÄNDERUNG
Wollen wir wirklich so engstirnig sein? Bedeuten Regeln uns mehr als der Einsatz des gesunden Menschenverstandes?
Traditionen haben ihren Charme, aber auch Veränderungen sollten nicht von vornherein negativ betrachtet werden. Sonst geht schnell die Flexibilität flöten. Dann klammern wir und zu sehr an starre Regeln – selbst wenn die überhaupt keinen Sinn ergeben!
3 TIPPS FÜR MEHR FLEXIBILITÄT
Traditionen und Routinen sind bequem. Wagt es, Euch weiterzuentwickeln. Entlasst euer Traditions-Kaninchen in die Freiheit und macht Euch selbst offener für Veränderungen. Wie einfach Du Deinen Flexibilitätsmuskel im Alltag trainieren kannst zeige ich Dir unten in meinem Video.
Und wenn Du noch mehr Kaninchen „killen“ möchtest: hier geht es zur Leseprobe von „Kill Dein Kaninchen. Wie Du irrationale Ängste kaltstellst“.
In diesem Sinne- bleibt flexibel
Euer Ralf Schmitt