Wenn Ihr Euch an besondere Momenten in Eurer Vergangenheit zurück erinnert – welche sind das genau?Eine perfekt geplante und durchgeführte Hochzeitsfeier?Oder war im Urlaub der Sonnenuntergang am Strand mit einem Cocktail das Highlight?
Vielleicht aber auch der 20 Mal geprobte Vortrag vor dem Wunschkunden mit den heißesten Multiplikatoren im Publikum?
DIE KLEINE SCHWESTER VON LANGWEILIG…
Ich wage mich da mal ein wenig vor und sage: Ich glaube nicht.
Solche Momente sind natürlich wunderschön – aber bleiben sie auch nachhaltig im Gedächtnis? Perfektion hat eine sehr glatte Oberfläche und bietet wenig Widerstand, an dem etwas lange hängen bleibt. Perfekt ist die kleine Schwester von Langweilig…
Verspricht sich jedoch einmal ein Tagesschausprecher, steigt die Sympathie für die ansonsten unnahbar wirkenden Journalisten steil nach oben. Zeigt ein Kinofilm am Ende die Outtakes, bleiben die meisten Zuschauer bis zur letzten Minuten sitzen. Vergisst die Sängerin Adele ihren Songtext auf der Bühne und lacht über sich selber, bricht ein weltweiter Candystorm über sie herein.
Warum?
Weil wir am Ende keine perfekten Stars wollen, sondern Freunde, mit denen wir uns identifizieren können. Wenn Judith Rakers, Jacky Chan und Adele Fehler machen, sind sie genauso menschlich wie jeder andere und zeigen uns dabei viel mehr von ihrer echten Persönlichkeit, anstatt ihres gestylten Images. Kurzum: eine positive Fehlerkultur macht das Leben einfach ein bisschen bunter und aufregender.
SORRY…MEIN FEHLER
Kleine Mängel erzählen mehr über den Menschen, als die perfekte Fassade. Wir verlieben uns in Zahnlücken, schräges Gitarre spielen und nicht vorhandene Kochkünste anstatt in glattrasierte Gesichter, gestylte Haare oder nahtlose Bräune. Fehler sind die Würze im Alltag. Wer sie macht und gut damit umgeht, bekommt in den meisten Fällen die Sympathie seiner Mitmenschen geschenkt. Lasst Euch nicht von den eigenen Fehlern auffressen. Das schlimmste in diesen Situationen ist sicherlich, dass ihr sie vor Euch selbst rechtfertigen müsst. Bei Eurem Gegenüber reicht meist eine Entschuldigung. Am besten ohne Rechtfertigung. Die meisten Menschen sind nicht daran gewöhnt, dass andere ihre Fehler zugeben. Die Enttäuschung über Dich selbst wirst Du am besten los, indem Du Dir ganz einfach erlaubst, Fehler überhaupt zu machen.
POSITIVE FEHLERKULTUR – WATCH ME FAIL…
An was erinnern wir uns also tatsächlich von der letzten Hochzeitsfeier? Der Augenblick, an dem das Crushed-Ice an der Bar fehlte, der Trauzeuge mit der Hochzeitskutsche die nächste Tankstelle anfuhr und mit einem Sack Eiswürfel das Problem stilvoll gelöst hat.
Oder an den Wolkenbruch in Thailand, bei dem man dichtgedrängt im Streetfood-Corner mit Einheimischen ins Gespräch kam.
Kann auch sein, dass der Vortrag, den man mit einem saftigen Kaffeefleck auf dem Hemd starten musste im Gedächtnis bleibt, weil man damit ein neues geflügeltes Wort bei einem Finanzdienstleister geschaffen hat.
Wer mich beim ausgiebigen Fehler machen sehen möchte ist herzlich eingeladen…
Bleibt flexibel
Euer Ralf Schmitt