5 fette Moderationsfehler

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Hast Du schon mal versucht, jemandem die Haare zu schneiden?

Oder sonntagmorgens Brötchen zu backen?

Es gibt ja immer wieder Berufe, die man im Allgemeinen unterschätzt und vielleicht auch manchmal ein bisschen belächelt. Leider stecke ich auch ab und an in Situationen, in denen mich diese Erkenntnis kalt erwischt. Wenn dann zum Beispiel meine Tochter mit schrägem Pony in die Schule geht oder wir am Wochenende zum Frühstück Fischstäbchen essen müssen.

Zum Glück gibt es für jede Aufgaben Profis – und das auch zu Recht. Ich habe kein klassisches Handwerk gelernt, bin aber seit über 20 Jahren Moderator, und auch bei dieser Berufsgruppe tappt man sehr leicht in die Falle.

 

Häufig habe ich es schon erlebt, dass auf Veranstaltungen viel Energie und Geld in die Locationauswahl, das Essen oder das Unterhaltungsprogramm gesteckt wird. Moderieren soll das Ganze dann gerne irgendein Promi – oder der Betriebsrat, der spricht ja schließlich auch regelmäßig vor Gruppen.

 

Schnipp-Schnapp … So oder so, ich sehe schon Deine Veranstaltung mit einer FoKuHiLa-Frisur.

Wenn Du Dir ganz sicher sein willst, dass Deine Veranstaltung vom Moderator an die Wand gefahren wird, sollte Dein Kandidat die folgenden 5 Punkte unbedingt anwenden:

 

1. AUF KEINEN FALL VORBEREITEN!


Der Moderator ist eigentlich nur eine bessere Lottofee. Er sagt an, was kommt. Relevante Informationen stehen dabei auf schicken Moderationskarten. Die Themen vertiefen dann ohnehin die Gäste auf der Bühne. Eine genaue Vorbereitung ist daher im Grunde genommen überflüssig. Ob einem dann bei Audi kurz „Mercedes“ rausrutscht oder man anstatt des Verkehrs- den Wirtschaftsminister anmoderiert – am Ende heißt es einfach: „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“

 

2. NICHT AUF DIE GÄSTE UND DAS PUBLIKUM EINGEHEN


Es sollte dem Gast überlassen sein, auf der Bühne zu strahlen oder nicht. Das liegt nun wirklich nicht im Kompetenzbereich des Moderators. Jemand ist nicht bühnenerprobt oder nervös? Ein Moderator ist kein Babysitter. Er vertritt die Ansicht: „Wer nicht von allein auf der Bühne präsent sein kann, der gehört auch nicht hierher“.

Und das Publikum?
Ja, das sitzt halt da unten im Dunkeln. Was soll mit dem schon sein?

 

3. STARRES MUSTER VERFOLGEN


Damit die Teilnehmer garantiert einschlafen, empfiehlt es sich, unbedingt an einem starren Muster festzuhalten. Am besten gelingt dies, wenn sich der Moderator einmal eine Schablone für seine Moderation zu Recht legt und diese, ganz ökonomisch, bei allen Anmoderationen auch nutzt. Das hat einen guten einschläfernden Effekt bei den Zuhörern. Bei Veranstaltungsreihen mit dem gleichem Publikum haben die Zuschauer einen kleinen Vorteil: Sie sparen sich die Energie der ersten Aufmerksamkeit und können gleich zu Beginn der Veranstaltung auf den mentalen Bildschirmschoner umstellen.

Darüber hinaus sollten ungeplante Ereignisse auf der Bühne in der Moderation keine Berücksichtigung finden. Fragen aus dem Publikum oder spontane Diskussion in der Expertenrunde? Das stört den Ablauf und könnte gegebenenfalls das Publikum aus dem Sekundenschlaf wecken!

 

4. CHARISMA UND PRÄSENZ HINTER DER BÜHNE ABLEGEN


Sollte der Moderator die beschriebenen Tipps angewendet haben und das Publikum tatsächlich noch nicht aufgestanden sein, um zu flüchten, kann er oder sie nun die ganz große Keule rausholen. Charisma und Bühnenpräsenz kurz hinter der Bühne ablegen und mit schlechter Laune, ungepflegtem Äußeren – und wer es richtig wissen will, ein paar Prosecco intus – auf der Bühne eine Performance als Antiheld hinlegen.


5. ALLES PERFEKT MACHEN WOLLEN


Ich habe mir das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Der absolute Joker, um wirklich alles zu vermasseln: Ein Moderator sollte den Plan haben, alles perfekt zu machen. Wenn dieser Rat beherzigt wird, können Sie die anderen Tipps getrost vergessen.

Mit diesem Anspruch wird sich ein Moderator so unter Druck setzen und dabei selbst sabotieren, dass die gesamte Moderation von ganz alleine den Bach runter geht. Ein Moderator steht auf der Bühne in einer einmaligen Situation. Es gibt keinen 2. Versuch und es gibt niemanden der „cut“ ruft, und es ihn nochmal versuchen lässt. Hier gilt die goldene Regel: „the show must go on”.
Wer auf der Bühne, in Zusammenarbeit mit Technik, dem Publikum und den Gästen, davon ausgeht, die Kontrolle über die Situation zu haben, der isst auch Fischstäbchen zum Frühstück.

Vielleicht stehst Du aber gar nicht auf solche Experimente und bist auch eher der Typ für duftende Croissants am Morgen, klassische Haarschnitte oder auch gelungene Veranstaltungen? Dann kommen hier das Handwerk und die Erfahrung eines guten Moderators ins Spiel: Mit Humor und Flexibilität im Kopf eine Situation zu steuern, die nicht im Voraus komplett planbar ist. Dafür Sorge zu tragen, dass sich auch ein 3000-köpfiges Publikum wahrgenommen fühlt und sich die Bühnengäste, egal ob rampenlichterprobt oder nicht, gut und entspannt präsentieren können. 

 

Damit am Ende der Kunde auch spürt, dass das Thema der Veranstaltung in den Köpfen des Publikums angekommen ist. Du willst es wirklich richtig machen? Dann schau in mein Video!

 

Bleibt flexibel

Euer Ralf Schmitt

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