Wenn der Blitz einschlägt: Fehlerkultur neu gedacht
Positive Fehlerkultur ist so eine Sache. Manchmal gibt es einfach diese Tage, an denen nichts nach Plan läuft. Vor Kurzem hatte ich alles perfekt organisiert: Zugticket von Hamburg nach Halle gebucht, Rede vorbereitet, mich auf einen entspannten Vortrag beim Saisonfinale von MZ Wissen gefreut. Doch dann – zack! – schlägt der Blitz ein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Gewitter legt den kompletten Zugverkehr zwischen Nord- und Mitteldeutschland lahm. Mein Plan? Für die Tonne.
Und genau in diesem Moment habe ich mich dabei erwischt, wie mein inneres Alarmsystem ansprang: „Verdammt, was mache ich jetzt?!“
Meine erste Reaktion? Ich habe mich tierisch geärgert! Über die Bahn? Über das Wetter? Über Zeus persönlich?
Es ist doch immer dasselbe: Wenn etwas schiefgeht, reagieren wir zuerst emotional. Wut, Enttäuschung, Frustration – all das ist menschlich. Doch dann kam der entscheidende Moment: Ich konnte mich weiter ärgern (und riskieren, meinen Vortrag zu verpassen), oder ich konnte umdenken. Und genau darum geht es heute: Wie gehen wir mit Fehlern um?
Fehler passieren. Punkt.
Wir leben in einer Gesellschaft, die Fehler verteufelt. Von klein auf wird uns eingetrichtert: „Mach bloß keine Fehler!“ In der Schule gibt es rote Korrekturen, in Unternehmen gefürchtete Feedbackgespräche und im Privatleben Angst vor falschen Entscheidungen. Doch warum eigentlich?
Fehler sind das beste Mittel, um zu lernen.
Fehler zeigen uns, wo wir ansetzen können.
Fehler bringen uns voran – wenn wir sie als Chance begreifen!

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Drei Wege, wie wir auf Fehler reagieren können
Als ich am Bahnhof in Hamburg stand und mir bewusst wurde, dass mein Zug niemals ankommen würde, hatte ich mehrere Optionen:
- Ich lasse meinen Frust raus. Klar, sich ärgern ist ein Ventil. Aber bringt mich das weiter? Nein.
- Ich analysiere das Problem. Warum ist der Zug ausgefallen? Welche Optionen habe ich? Mietwagen? Carsharing? Alternativroute?
- Ich nutze den Fehler als Inspiration. Was kann ich aus dieser Situation lernen? Wie kann ich sie sogar nutzen, um etwas Neues zu erschaffen?
Ich entschied mich für eine Mischung aus 2 und 3. Zwar schreckten mich die hohen Mietwagenpreise ab, aber dann fand ich eine Carsharing-Option, die mich doch noch nach Halle brachte. Der Weg war holprig, dauerte länger als gedacht, aber: Ich habe mein Ziel erreicht!
Fehlerkultur ist eine Frage der Haltung
Als ich dann in Halle auf der Bühne stand, stellte ich meinem Publikum eine einfache Frage: „Wann und wo habt ihr Angst, Fehler zu machen?“
Die Antworten waren spannend:
- „Wenn ich eine Entscheidung treffe, die viel Verantwortung mit sich bringt.“
- „Wenn mein Fehler große Konsequenzen für andere hat.“
- „Wenn ich nicht mehr rückgängig machen kann, was passiert ist.“
Erkennt ihr ein Muster? Die Angst vor Fehlern hängt oft mit Kontrolle zusammen. Wir wollen Kontrolle über unser Leben, unsere Projekte, unsere Zukunft. Und wenn Fehler passieren, wird uns schlagartig bewusst, dass wir nicht alles in der Hand haben.
Positive Fehlerkultur als Zukunftskompetenz
Die entscheidende Frage ist: Wie schaffen wir eine Umgebung, in der Fehler kein Drama sind, sondern Entwicklung möglich machen?
- Fehler bewusst anders benennen. „Lernmoment“, „Optimierungschance“ oder einfach „Experiment“ klingen doch viel besser, oder?
- Gemeinsam reflektieren. Fehler sind dann weniger bedrohlich, wenn wir sie zusammen analysieren. „Was können wir daraus lernen?“ statt „Wer ist schuld?“
- Humor nutzen. Mal ehrlich: Manchmal sind Fehler einfach lustig. Warum also nicht darüber lachen?
- Den Mut zum Risiko fördern. Wer Angst vor Fehlern hat, traut sich nichts Neues. Unternehmen, die Innovation wollen, brauchen Menschen, die sich trauen, Dinge auszuprobieren.
Der größte Fehler? Fehler zu vermeiden!
Wisst ihr, welches Medikament ursprünglich als Fehlschlag galt? Viagra! Eine Pharmafirma forschte an einem Mittel gegen Herzerkrankungen, doch die Studien waren ernüchternd. Allerdings stellten die Testpersonen fest, dass das Medikament eine ganz andere Wirkung hatte – und heute ist Viagra ein Milliarden-Erfolg.
Die Moral von der Geschichte? Mit einer guten Fehlerkultur führen Fehler nicht selten zu den besten Entdeckungen. Wer keine Fehler macht, riskiert, niemals etwas Neues zu erschaffen!
Fehler sind dein Freund
Meine Botschaft an euch: Hört auf, Fehler zu fürchten! Sie passieren sowieso. Also nehmt sie an, lacht darüber, lernt daraus und macht das Beste draus.
Und das nächste Mal, wenn euch das Leben einen Strich durch die Rechnung macht, denkt an meinen Blitzschlag-Moment. Vielleicht steckt darin ja eine unerwartete Chance.
In diesem Sinne: Bleib flexibel!